Drei Fragen an
Das gesamte Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) in der Samstagsbeilage „Geld & Karriere“ vom 11. November 2017 zum Thema:
Als Paar zusammenarbeiten?
WAZ: Was bedeutet die Vermischung von Privat- und Berufsleben für die Paarbeziehung?
Xaver Büschel: Für jedes Paar ist gelingende Kommunikation innerhalb dessen, was sich in einer Beziehung abspielt, von allergrößter Bedeutung. Diese Fähigkeit wird von vielen Paaren im Privatleben und im Berufsleben häufig unterschätz, mit oft dramatischen Folgen. Paare, die zusammen im Job arbeiten, haben darauf zu achten, dass jeder Teil seine Stärken einbringen kann und diese zum Besten der Organisation beitragen. Es ist nicht jeder in allen Dingen gleich gut und spezialisiert. Deswegen ist hier auch die Anerkennung dessen, was die Partnerin und der Partner einbringen, bedeutsam. Wir alle tragen in uns den Wunsch im Privaten wie auch im Beruflichen anerkannt und respektiert zu werden. Dieses Gefühl verursacht in uns Sicherheit und den Eindruck einzigartig und nicht beliebig zu sein.
WAZ: Wie gut lassen sich Privat- und Berufsleben auseinanderhalten, wenn Paare den Job teilen (bzw. ist das überhaupt sinnvoll)?
Xaver Büschel: Es liegt in der Natur der Sache, wenn Privat- und Berufsleben miteinander geteilt werden, dass hierüber gesprochen werden will. Im normalen Fall, wenn beide unterschiedliche Berufe ausüben, gehört es doch ebenfalls zum guten Ton, dass über die tägliche Arbeit, die Kollegen oder die Schwierigkeiten, die im Job auftreten, gesprochen wird. Schließlich verbringen wir ja einen Großteil unseres Lebens mit unserer Arbeit, die wir ja auch mit Menschen reflektieren, die nicht unsere Kollegen sind. Für Paare, die zusammenarbeiten gibt es jedoch ein paar Grundregeln, die zu beachten sind: So müssen die Paare lernen, wenn sie Differenzen austragen, dass diese konstruktiv und respektvoll miteinander besprochen werden, auch wenn es unterschiedliche Vorstellungen über die Lösungen gibt. Hier muss dann vieles in einem guten Sinne verhandelt und wenn nötig saubere Kompromisse gefunden werden. Ich bin ein großer Freund von guten und fairen Kompromissen. Ferner müssen diese Paare auch dafür aufmerksam sein, wenn sie in der Kommunikation in unsägliche Wiederholungsschleifen geraten und nichts Neues mehr hierbei herauskommt. Hier ist es manchmal von Nöten, dass sie sich dann Unterstützung von außen holen. Diese kann dann in Form einer professionellen Beratung wie Coaching oder Supervision geschehen. Die schlechteste Form hierbei wäre, die Konflikte zu versuchen auszusitzen. Meistens verschärfen diese sich dann mit der Zeit und die Fronten sind dann kaum noch aufzuweichen.
WAZ: Welche Risiken und welche Chancen bringt das gemeinsame Arbeiten mit sich?
Xaver Büschel: Das größte Risiko des Zusammenarbeitens besteht darin, dass einer von beiden in der Arbeit die Alpha-Rolle übernimmt und diese Rolle meint ins Privatleben ebenfalls zu übernehmen. Die Beziehung wird dann zwangläufig ungleichgewichtig und führt nach einer gewissen Zeit zu Frustrationen und Aggressionen im Zusammenleben. Diese Gefühle können zunächst schleichend und späterhin ganz offen zu Tage treten. Bei der Analyse dieser Situation ist es dann nicht ganz einfach, den Beginn solcher unguten Situationen zu finden. Fernerhin sind beide Partner oft damit beschäftig dem anderen Schuldzuweisen zukommen zu lassen. Diese schädliche Kommunikation erodiert die Beziehung. Die Chancen, die das Zusammenarbeiten mit sich bringen liegen hingegen darin, dass beide Partner lernen, sich regelmäßig zurückzunehmen und das Leben und sich selber nicht immer zu ernst zu nehmen. Eine gewisse Form von Demut und Humor sind in jeder Beziehung zwei sehr zuträgliche Helfer.
Das Interview für die WAZ führte Teresa Schomburg, Freie Journalistin in Berlin.
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